Daten aus der Geschichte des Rethel-Gymnasiums

1902

 Am 21. Mai wird mit dem Bau des Städtischen Reform-Realgymnasiums an der Rethelstraße begonnen.
 

1903

Am 30. April erfolgt die Einweihung der neuen Schule.  Erster Direktor wird Geheimrat Prof. Jakob Masberg. Das Lehrerkollegium besteht aus 14 Herren.  386 Jungen besuchen im ersten Jahr die Schule.

1913/14

Die Zahl der Schüler ist auf 982 gewachsen. In insgesamt 30 Klassen unterrichten nunmehr 45 Lehrer.

1914/18

Durch Kriegs- und Kriegshilfsdienst von Lehrern und Schülern, Belegung  der Schule durch Truppen sowie Lebensmittel- und Brennstoffmangel wird der Schulbetrieb erheblich beeinträchtigt und zeitweise lahmgelegt.

1918

Am 5. Juli erfolgt die erste Umbenennung in Ludendorff-Schule. Im Dezember wird der erste Lehrerauschuss gewählt.

1919

Am 31. März tritt Geheimrat Masberg in den Ruhestand. Die Leitung der Schule übernimmt Oberstudiendirektor Dr. Josef Budde. Es werden ein Elternbeirat und eine Schülerauschuss geschaffen. Entsprechend einer Anregung von Geheimrat Prof. Masberg wird nam 24. August ein Verein der ehemaligen Schüler gegründet.

1921/22

Die Prinz-Georg-Schule, deren Gebäude beschlagnahmt wurde, zieht vorübergehend mit in das Schulgebäude ein.

1924

Die Schule führt ab Ostern den Namen Städtisches Realgymnasium mit Realschule an der Rethelstraße.

1924/25

Die Augusta-Viktoria-Schule, die dem Lycée de garcons weichen musste, wird als Gast aufgenommen.

1937

Nachdem durch Reformerlass die Schulzeit an der Oberschule auf 8 Jahre beschränkt wurde, machen zu Ostern Ober- und Unterprima gleichzeitig Ihr Abitur.

1938

Am 19. Dezember wird die Schule wieder in Ludendorff-Schule umgetauft, zweite Umbenennung.

1939/45

Durch Einberufung zahlreicher Lehrer und Schüler zur Wehrmacht, durch Kinderlandverschickung, Ernteeinsatz und Luftwaffenhelferdienst ist ein ordnungsgemäßer Schulunterricht kaum noch möglich.

Anfang 1943 werden rund 200 Schüler der Unter- und Mittelstufe ins Erzgebirge und später nach Saalfeld verlegt. Am 3. November 1943 wird das Schulgebäude an der Rethelstraße bei einem der schweren Bombenangriffe fast völlig zerstört.

1945

Für die Wiederaufnahme des Unterrichts nach dem Krieg wird die Schule zunächst mit. Der früheren Scharnhorst-Schule unter dem Namen Leibnitz-Gymnasium vereinigt.

1946

Zu Ostern wird die Schule aus dem Verbund des Leibnitz-Gymnasiums gelöst und erhält unter dem neuen Namen Jakobi-Gymnasium ihre Selbständigkeit zurück.
Die Leitung übernimmt Oberstudiendirektor Heinrich Fischer.

1953

Die Schule erwirbt das Schullandheim Kühhude im Sauerland.

1958

Am 26. Juli wird Dr. Wilhelm Ladewig als neuer Oberstudiendirektor eingeführt.

1959

Die Schule erhält einen Neubau an der Graf-Recke-Straße; am 8. Januar wird das Gebäude bezogen.

1960

Nach der Fertigstellung der neuen Aula erfolgt am 12. März 1960 die offizielle Einweihung als Rethel-Gymnasium.

1972

Die Leitung der Schule übernimmt Oberstudiendirektor Gerhard Mühlberg.

1973

Im Zuge der neu eingeführten Koedukation werden nach den Sommerferien erstmals auch Mädchen in die Sexta aufgenommen. Zum gleichen Termin wird die differenzierte gymnasiale Oberstufe eingeführt.

1978

Erste Ski-Fahrt des Rethel-Gymnasiums in die Dolomiten.

1983

Das Rethel-Gymnasium muss – gebäudemäßig an der Graf-Recke-Straße und schulpolitisch in der Vorstellung der Reformer – der Gesamtschule weichen und wird mit dem Goethe-Gymnasium zusammengelegt.

1986

Im Juli 86 geht Frau OSTD Bauer in den Ruhestand: das ehemalige Rethel-Gymnasium hat ihr in der schwierigen Phase der Zusammenlegung beider Schulen viel zu verdanken

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Die höhere Tochterschule

Zu Ostern 1911 wird die Eröffnung einer unter städtischem Patronat stehenden höheren Mädchenschule „im nordöstlichen Stadtteil“ von den Gremien und der Verwaltung der Stadt Düsseldorf betrieben. Düsseldorf erhält damit neben der Luisenschule und der zwei Jahre zuvor durch Eingemeindung erworbenen Oberkasseler Cecilienschule seine dritte öffentliche höhere Tochterschule.

Traditionell hatte der preußische Staat die Bildung des weiblichen Geschlechts nicht als seine Aufgabe betrachtet und diese vor allem konfessionellen u.a. privaten Trägern, die noch bis zur Liquidierung der Privatschulen 1937 das Düsseldorfer Mädchenschulwesen weitgehend bestimmten, überlassen. Mit der Mädchenschulreform von 1908 begann der Staat jedoch, der vorherigen willkürlichen und regellosen Entwicklung entgegenzusteuern, indem er einheitliche Aufforderungen an Lehrplan, Ausbildung des Lehrkörpers und Schulorganisation stellte, um so einen in etwa einheitlichen und gehobenen Standard zu sichern. Eine Fülle von Neugründungen Städtischer Lyzeen war die Folge dieser Reform; offenbar war das Bedürfnis nach einer qualitativ guten Ausbildung für die Töchter weit verbreitet. So konnte und wollte auch die Stadt Düsseldorf diesem Drängen nicht widerstreben und betrieb daher die Übernahme der privaten gehobenen Mädchenschule der Frau Fanny Stupin, geleitet von Frau Hart, in der Achenbachstr. 51, um diese Anstalt als Lyzeum, d.h. höhere Mädchenschule, zu errichten. Die Schulvorsteherin dieses Privatinstituts übernahm man dabei als kommissarische Schulleiterin in den Dienst der Stadt: Der „ordentlichen Lehrerin“ (heute etwa Lehrbefähigung bis Klasse 10) Maria Hart wurde für zwei Jahre die Leitung der jungen Schule anvertraut, bis man 1913 den „wissenschaftlichen Oberlehrer“ Dr. Ewald Winkler in dieses Amt berief.

Im Genehmigungsantrag an die Bezirksregierung in Düsseldorf hieß es:
 „…bitte ich, die Errichtung der neuen Schule zu genehmigen und die Hart als wissenschaftliche Lehrerin dieser Schule vom 1. April an zu ernennen zu wollen.“
Die neue Anstalt hatte nun im Sinne des Reformerlasses von 1908 „zu verhüten, dass die ästhetische und die Gefühlsbildung zu sehr überwiegen,…, während die Erziehung zu selbsttätiger und selbständiger Beurteilung der Wirklichkeit zurücktreten. … Ebenso werden dem Rechenunterricht durch Einführung von Mathematik in den Lehrplan erweiterte Aufgaben zuzuweisen sein. Zugleich ist eine Umgestaltung und Verstärkung des naturwissenschaftlichen Unterrichts in Aussicht zu nehmen. Doch soll durch diese Änderung die weibliche Eigenart in keiner Weise benachteiligt werden. Vielmehr werden Religion und Deutsch nach wie vor im Mittelpunkt der Mädchen- und Frauenbildung stehen.

Auf einem vollausgebauten Lyzeum erhielten die Mädchen von Klasse VII bis I insgesamt 17 Stunden Religion und 32 Stunden Deutsch. Zum Vergleich die Angaben für höhere Jungenschulen: In allen Typen wurden in den entsprechenden Klassen Sexta bis Obersekunda 15 Stunden Religion erteilt, lediglich 19 Stunden Deutsch am (altsprachlichen ) Gymnasium, immerhin 25 Stunden Deutsch an der (neusprachlich-naturwissenschaftlichen ) Oberrealschule.
Rechtlich deutlich zeigt sich die protestantische Prägung der „paritätischen Anstalt“, die bis in die Gegenwart bemerkbar war und die wohl vor allem aus dem damaligen großen Angebot katholischer Privatschulen in Düsseldorf erklärbar war. – Englisch wurde im Gegensatz zu heute erst ab Klasse IV angeboten; Französisch war die Sprache der „gebildeten Stände“, selbstverständlich gebührte ihr der erste Rang.

Die unterrichtliche Umsetzung der vorgegebenen Lehrpläne hatte in der Schule zu erfolgen; über die Besprechungen zu einzelnen Fächern ist im Protokollbuch u.a. festgehalten: „In der Geschichte muss die Heimatgeschichte berücksichtigt werden. In jeder Stunde sollen wenigstens 5 Minuten auf die Wiederholung verwandt werden. In der Naturkunde sollen die Schülerinnen angehalten werden, selbst Pflanzen zu ziehen und deren Wachstum zu beobachten.(Bohnen, Erbsen keimen zu lassen). Naturwissenschaftliche Ausflüge werden sehr empfohlen…. Das Turnen der Unterstufe soll mit dem Singen in Zusammenhang gebracht werden.

„Im Unterricht selbst ist in erster Linie dafür zu sorgen, dass die ganze Klasse zur Mitarbeit herangezogen wird. Zu vermeiden sind die zwecklosen Ergänzungsfragen (die nur auf die Ergänzung durch einzelne Wörter, d. Verf.). Wert ist zu legen auf die eigene Darstellung des Kindes. Was es weiß und begriffen hat, kann es auch wiedergeben. Der Lehrer trete möglichst zurück.

Alles andere als angestaubt wirken diese Anregungen heutzutage; ihre Verwirklichung dürfte gewiss auch den inzwischen hier weilenden Knaben nicht schaden. – Ebenso gilt das für andere Hinweise zur schulischen wie häuslichen Erziehung, die Lehrer offenbar für notwendig halten: „Bei Eintritt der raueren Jahreszeit ist auf die Gesundheitspflege der Schülerinnen bezüglich der Kleidung und der Lüftung zu achten.“

Die Hausaufgaben sollen nicht zu reichlich bemessen sein, da der Schwerpunkt der Schularbeit in den Unterricht zu verlegen ist. …Ferienaufgaben sind unzulässig. Als Maximaldauer wurden für die Vorschulklassen 1 Stunde, für die Klassen VII bis V 1 ½ Stunden festgelegt.

Die Garderobe ist an den dazu bestimmten Haken aufzuhängen und nicht auf den Boden zu werfen. Häufige Rücksprachen mit den Eltern sind von großem Nutzen. …Auf diese Weise nur kann der Lehrer die Individualität des Kindes kennen lernen. Vielfach macht erst ein Einblick in die häuslichen Verhältnisse eine gerechte Beurteilung des Kindes möglich.

Eine uns völlig fremd gewordene Erscheinung an jeder höheren Schule, die auf sich hielt, waren die Vorschulen. Diese umfassten die Klasse X, IX und VIII und nahmen bereits mit Beginn der Schulpflicht 6-jährige Schüler(innen) auf, um ihnen den Besuch der Volksschule (heute Grundschule 1-4) zu ersparen. Dieser Weg war freilich nur Kindern vermögender bzw. opferbereiter Eltern eröffnet, da am Lyzeum von Beginn an Schulgeld zu zahlen war: In Düsseldorf betrugen die Regelsätze pro Jahr und Schülerin 100 DM für die Vorschule (Klasse X-VIII), 130 DM für die Lyzealklassen (VII-II), heute 5-10), für die Klasse I (Klasse 11) wie die eventuell sich anschließenden 3 Jahre auf einem Oberlyzeum jeweils 150 DM. Auswärtige hatten je 30 DM mehr zu zahlen. Schulgeld in entsprechender Höhe würde auch heute noch viele Kinder vom Besuch des Gymnasiums ausschließen, zumal für sämtliche Lehr- und Lernmittel ebenfalls das Elternhaus aufkommen musste. (Allein die Kosten für die Schulbücher einer evangelischen Schülerin der Klasse V betrugen z.B. 1913 17,90 Mark). Über die Gewährung von Freistellen für Kinder unbegüterter Eltern musste eigens befunden werden: „In der Klassenkonferenz… wurde die Schülerin Grete C. durchaus würdig erklärt, eine ganze Freistelle zu erhalten.“

Um viel mehr musste das Schulgeld vor 75 Jahren soziale Auslese bewirken, wenn wir wissen, dass z.B. ein erstmals beamteter Oberlehrer, oftmals 30 oder mehr Jahre alt, ein Jahresgehalt von 2.700 Mark plus 900 Mark Ortszuschlag erhielt. Die erste Schulleiterin, Frau Hart, erhielt nach 10 anerkannten Dienstjahren bei ihrer Übernahme in den städtischen Dienst immerhin ein Gesamtjahreseinkommen von 2.700 Mark zugesichert. – 1919 wurden die öffentlichen Vorschulen für immer ersatzlos aufgehoben.

Ihr meist wenig beachtetes Schicksal teilten sie mit der Monarchie; der 1918 abgedankte Kaiser hatte bis dahin in der Schule einen Ehrenplatz eingenommen. Alljährlich wurde so oder ähnlich „Zur Geschichte der Schule aufgeführt“:
„Eine patriotische Feier des Geburtstages SR: Majestät des Kaisers unter Vorführung vaterländischer Festspiele wurde in den einzelnen Klassen abgehalten.“
Die in der Aula fest installierte Kaiserbüste ließ sich 1919 abtransportieren; das auf der Bühne hinterlassene Vakuum war freilich leichter zu füllen, als der Verlust des geehrten und geliebten Monarchen – waren die Erziehungsziele verwirklicht – für die Schülerinnen zu verschmerzen war.
Die von langen Friedensjahren profitierende und aufstrebende Industrie-, Handels- und Verwaltungsstadt Düsseldorf begnügte sich nicht mit der Errichtung eines neuen Lyzeums; der jungen Schule wurde ein repräsentativer, moderner Bau zugestanden, der neue Maßstäbe setzte und „naturgemäß öfters von Architekten, von Mitgliedern verschiedener Stadtverwaltungen und von Schulmännern, sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland besichtigt“ wurde, wie der Direktor stolz berichtet.
Am 9. Juli 1912 hatte die Stadtverordnetenversammlung den Beschluss gefasst und die gewaltige Summe von 795.700 Mark für den Neubau veranschlagt.
Die bald begonnenen Bauarbeiten wurden so zügig durchgeführt, dass bereits ab dem 22. April 1914 der Unterricht im neuen Haus stattfinden konnte; am 12. Juli des Jahres fand die feierliche Einweihung statt. Der Direktor Dr. Winkler selbst hielt die Festrede über Ziele und Aufgaben der modernen höheren Mädchenschule, in deren Mittelpunkt er die „nationale Erziehung“ stellte. Wörtlich führte er zu den erwartenden Erfolgen des Turnunterrichts aus:
„Dann wird ein frisches, frohes, wehrhaftes, jugendliches Geschlecht heranwachsen, frei von Nervosität, Blasiertheit, tüchtig an Körper und Geist, ein Geschlecht von Frauen, deren eherne, kräftige Gestalt nicht nur mit unseren Altvordern, den herrlichen Germanenfrauen, wetteifert, sondern in deren Brust auch ein tapferes, festgegründetes Herz seine ruhigen, sicheren Schläge tut.“

(Der Jahresbericht für 1914 erschien unter Eindruck des 1. Kriegsjahres im März 1915. Das hat sicherlich die Auswahl des Zitats durch den Schulleiter beeinflusst.) Sechs Wochen verblieben den Schülerinnen und Lehrern nur noch, in Frieden und ohne Not die Errungenschaften ihrer neuen, schönen Schule zu genießen. Den im Stadtarchiv Düsseldorf aufbewahrten Rechnungen ist zu entnehmen, dass an Kosten für optimale Ausstattung der Mädchenschule für Physik, Naturkunde und andere Fächer nicht gespart wurde.

Die hier aufgeführten optischen Geräte nebst Ausstattung z.B. ermöglichten (wie heute mit TV und Video) eine äußerst „zeitgemäßen“ Unterricht – wenn man den Medieneinsatz für ein Zeichen von Modernität halten sollte. Projektoren für Dias und Filme sind jedenfalls immer noch unverzichtbare Hilfsmittel für den Pädagogen.
Auch anderen Neuerungen gegenüber zeigt man sich aufgeschlossen: Kinobesuch wird nicht verboten, freilich hilft man der „Kinoreform-Kommission“.
„Über den Besuch des Kinos seitens der Schülerinnen der Klassen V-VII ist ein Fragebogen auszufüllen.“
Auf der Oktober-Konferenz geht es um die Verkehrssicherheit: Es „sollen die Schülerinnen auf die Gefahren beim Herannahen der Automobile aufmerksam gemacht werden.“
Torheiten wie Tanzstunden für die jungen Mädchen will man zwar nicht erlauben, jedoch bietet die Schule zumindest „kallisthische Kurse“ (rhythmische Gymnastik) bei Interesse der Eltern an.
Schließlich eine ungeliebte Erbschaft: Was zerrt an den Nerven von Lehrern und Schülern, stört unablässig den Unterricht? Der Verkehr auf der Lindemannstraße, über den bereits vor 70 Jahren der Direktor bittere Klagen führte:
„Bei windigem Wetter und starker Benutzung der Strasse durch Automobile und rasch fahrende Fahrzeuge werden große Staubmassen in den Hof und damit direkt in die Klassenzimmer hineingeweht. Bei schlechtem Wetter zeigt die Strasse große Schmutzmassen. …Dazu kommt, dass das Straßengeräusch direkt in den Schulhof hineinschallt und dadurch den Unterricht erheblich stört. Allen diesen unangenehmen Zuständen kann begegnet werden, wenn die Strasse… befestigt würde, … wie die umliegenden Strassen… .“
(Die Befestigung allein hat uns vor Lärm und Dreck nicht gerettet…)

Am 25. Juni 1914 kam endlich die sehnlich erwartete Nachricht aus Berlin: Das Lyzeum durfte sich nach der Kaisergattin „Auguste-Viktoria-Schule“ nennen. Den versammelten Mädchen wünscht Dr. Winkler, dass sie stolz auf diese Ehre sein sowie „nach Vorbild der hohen Frau, deren Namen die Schule nunmehr trägt, ihre Pflicht in jeder Weise erfüllen“ sollten.

Plötzlicher als die Versammelten dachten, sollten die Bewährung der „nationalen Erziehung“ und diese Pflichterfüllung eingefordert werden.
1911: Gründung des Lyzeums: Es ist eine höhere Mädchenschule mit Schwerpunkt in Religion, Deutsch und Französisch zunächst als einziger Fremdsprache.
1914: Auguste-Viktoria-Schule, Städt. Lyzeum i. E. heißt die Schule nun und bezieht den prächtigen Neubau an der Lindemannstraße. Dr. Ewald Winkler übernimmt die Leitung. Wenige Monate später beginnt der 1. Weltkrieg.
1918: Gegen Ende des Krieges wird regulärer Unterricht immer schwieriger. Fehlendes Heizmaterial und schlechte Ernährung sorgen für Krankheiten der Schülerinnen.
1921-1925: Das Gebäude wird von den französischen Besatzungstruppen requiriert. Die Schülerinnen finden erst Aufnahme in der Hindenburg-Schule auf der Klosterstraße, dann im Reformgymnasium an der Rethelstraße. Unterrichtet wird in Schichten vor- und nachmittags.
1925: Die Auguste-Viktoria-Schule kehrt zurück. Mit dem Untermieter, der Goethe-Oberrealschule für Jungen, muss man sich arrangieren.
1929: Mit den Klassen Obersekunda bis Oberprima wird das Lyzeum zum Oberlyzeum ausgebaut mit dem Ziel der Reifeprüfung.
1932: Die ersten Schülerinnen machen ihr Abitur.
1933: Drei Kollegen, darunter die einzige jüdische Lehrerin, Dr. Lili Frankenstein, werden entlassen. Der Lehrplan wird der NS-Ideologie angepasst.
1937: Die Goethe-Oberrealschule für Jungen wird aufgelöst und zwei Privatschulen für Mädchen werden angegliedert.
1943: Das Gebäude an der Lindemannstraße wird für das Ernährungsamt beschlagnahmt. Die Schülerinnen, die sich nicht mit ihren Lehrern in der Kinderlandverschickung befinden, werden in Sammelschulen unterrichtet.
1945: Am 1. Oktober wird der Schulbetrieb wieder aufgenommen und Frau Dr. Kogge übernimmt die Leitung der Auguste-Viktoria-Schule.
1946: Die Schule wird mit der Gudrunschule vereinigt und in Goethe-Schule umbenannt.
1951: Die Zahl der Schülerinnen ist auf 1200 angestiegen. Dies zwingt zur Teilung in Goethe I und Goethe II (später Clara-Schumann-Schule, geht im Georg-Büchner-Aufbaugymnasium auf). Die „Goetheschule I“ an der Lindemannstr. hat einen naturwissenschaftlichen und neusprachlichen Zweig
1973: Frau Ursula Bauer übernimmt die Leitung der Schule, die nunmehr Goethe-Gymnasium heißt.
1974: Nach heftigen Diskussionen um das Für und Wider reiner Mädchenschulen setzt sich die Koedukation durch: Mädchen und Jungen werden gemeinsam unterrichtet.
Die reformierte Oberstufe wird eingeführt.
1983: Nach der Vereinigung mit dem Rethel-Gymnasium heißen wir offiziell Goethe-Gymnasium mit ehemaligem Rethel-Gymnasium.
1984: Die Theater-AG Am Goethe entsteht und macht ab jetzt immer wieder durch spannende Inszenierungen auf sich aufmerksam.
1990: Der bilinguale Zweig wird eingeführt. Englisch wird Unterrichtssprache in Erdkunde, Politik und Geschichte.
Das vom Goethe-Gymnasium initiierte Düsseldorfer Schultheater-Festival Maskerade findet erstmals statt.
1999: Das erste bilinguale Abitur! Und … Goethe (Johann Wolfgang) hat Geburtstag – wir feiern mit.
2013: Herr Ralf Schreiber übernimmt die Leitung des Goethe-Gymnasiums.

Das Goethe-Gymnasium vor den geplanten Umbaumaßnahmen.

Baugrube auf dem früheren Schulhof der Sekundarstufe I.

Das denkmalgeschützte Schulgebäude wird einen modernen Anbau erhalten. Im Dezember erfolgt der erste Spatenstich.

Auguste Viktoria

*Dolzig (Kreis Sorau) 22. 10. 1858, +Haus Doorn (Niederlande) 11. 4. 1921, Tochter des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein, war als Gattin Wilhelms II. von Hohenzollern, mit dem sie sechs Söhne und eine Tochter hatte, die letzte Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen.

1858 22. Oktober: Auguste Viktoria wird als Tochter des Herzogs Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und dessen Frau Adelheid (geb. Prinzessin zu Hohenlohe Langenburg) auf einem Rittergut in Dolzig (Niederlausitz) geboren.
1863 Nach dem Tod des dänischen Königs Friedrich VII. (1808-1863) erhebt Friedrich VIII. Besitzansprüche auf Schleswig-Holstein und lässt sich mit seiner Familie in Kiel nieder.
1864 Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg muss Friedrich VIII. auf Weisung des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck als Herzog zurücktreten. Schleswig-Holstein wird an Preußen angegliedert. Auguste Viktorias Familie zieht sich erneut nach Dolzig zurück.
1869 Umzug der Familie auf das Familienschloss in Primkenau (Schlesien).
ab 1875 Längere Auslandsaufenthalte in England und Frankreich zur Verbesserung der Sprachkenntnisse. Am englischen Hof lernt sie den Prinzen Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Wilhelm II., kennen.
1879 April: Prinz Wilhelm stellt Auguste Viktoria einen Hochzeitsantrag. In der Hofgesellschaft wird die Wahl des Prinzen als unpassend empfunden, da Auguste Viktorias Familie nach dem Verlust Schleswig-Holsteins an Ansehen verloren hat.
1880 Tod von Auguste Viktorias Vater.
1881 27. Februar: Heirat von Auguste Viktoria und Prinz Wilhelm. Der Ehe entstammen sieben Kinder. Das Paar bezieht das Marmorpalais der Hohenzollern in Potsdam. Auguste Viktoria führt ein häusliches Leben und verkörpert im Volk das Idealbild der Mutter.
1888 15. Juni: Durch die Thronbesteigung ihres Mannes wird Auguste Viktoria deutsche Kaiserin und Königin von Preußen. Das Kaiserpaar wählt sich als Hauptresidenz das Berliner Schloss.
1890 Auguste Viktoria übernimmt die Protektorate über die Deutsche Rot-Kreuz-Gesellschaft und den Vaterländischen Frauenverein. Unter ihrer Schirmherrschaft wird der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein zur Bekämpfung des religiös-sittlichen Notstands gegründet. Durch ihr karitativ-kirchliches Engagement steht sie in Kontakt zu der christlich-sozialen Bewegung des Theologen Adolf Stoecker.
1898 Palästinareise mit Wilhelm II. In Jerusalem weiht das Kaiserpaar die evangelische Erlöserkirche ein.
1899 Die Kaiserin ist Stifterin der Frauenhilfe des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins. Gründung der evangelischen „Kaiserin Auguste Viktoria Stiftung“ in Jerusalem.
1914-1918 Im Ersten Weltkrieg fördert sie die Pflege von Verwundeten.
1918/19 Sie begleitet ihren Mann in das niederländische Exil und bezieht mit ihm in der Provinz Utrecht das Haus Doorn.
1921 11. April: Auguste Viktoria stirbt in Haus Doorn in den Niederlanden. Ihr Leichnam wird in den Antiken-Tempel des Parks von Schloss Sanssouci (Potsdam) überführt.

In der Öffentlichkeit trat Auguste Viktoria wenig in Erscheinung, was dem damaligen gesellschaftlichen Ideal der Frau als Hausherrin und Mutter entsprach. Hinter den Kulissen setzte sie sich u. a. für die Verbesserung der Mädchen-Schulbildung ein. (In Preußen lag bis Anfang des 20. Jahrhunderts die höhere Mädchen-Schulbildung in den Händen privater und konfessioneller Schulen, öffentliche Gymnasien gab es dort bis dahin nur für Jungen.) Auch das spätere Goethe-Gymnasium ging nach der Mädchenschulreform von 1908 aus einer privaten gehobenen Mädchenschule hervor. So war es nicht unfolgerichtig, die nach der Luisen-Schule und der Cecilien-Schule in Oberkassel dritte öffentliche höhere Töchterschule (Lyzeum) in Düsseldorf nach ihr zu benennen.
Als nach dem II. Weltkrieg, dessen Folge nicht nur der Untergang des sog. III. Reiches, sondern auch die Auflösung des Staates Preußen durch die Besatzungsmächte war, ein neuer Staat begründet wurde – gemeint ist das Land Nordrhein-Westfalen, die Bundesrepublik wurde erst später eingerichtet – galt ihr Name trotz ihrer obigen Verdienste offs. nicht mehr als geeignet für eine öffentliche Schule. (Ein Beispiel, wie auch in der liberalen Republik Bilder- bzw. Namensstürmerei betrieben wird.)

 

Erich Ludendorff

(* 9. April 1865 in Kruszewnia bei Schwersenz, heute Swarzędz, Provinz Posen; † 20. Dezember 1937 in Tutzing) war neben Paul von Hindenburg als Chef der Obersten Heeresleitung (OHL) der führende deutsche General des 1. Weltkriegs.

Lebenslauf Erich Ludendorff

1865
9. April: Erich Ludendorff wird in Kruszewnia (Provinz Posen, heute Polen) als Sohn des Rittergutsbesitzers Wilhelm Ludendorff geboren.
1877-1882
Ausbildung im Kadettenkorps Plön und an der Hauptkadettenschule in Groß-Lichterfelde bei Berlin.
1882-1904
Ludendorff durchläuft die übliche Karriere eines Generalstabsoffiziers.
1908
Heirat mit Margarete Schmidt, der Tochter eines Fabrikbesitzers.
1912
Versetzung als Regimentskommandeur nach Düsseldorf.
1914
Beförderung zum Brigadekommandeur in Straßburg.
6. August: Sechs Tage nach Beginn des Ersten Weltkriegs und drei Tage nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Belgien besetzt Ludendorff mit einer Brigade die Zitadelle in Lüttich. Er wird dafür mit dem Kriegsorden Pour le Mérite ausgezeichnet.
September: Ludendorff wird zum Chef des Generalstabs der 8. Armee berufen. Sein Vorgesetzter ist General Paul von Hindenburg.
26.-30. August: Schlacht bei Tannenberg, in der die 2. Russische Armee vernichtend geschlagen wird.
6.-15. September: Die Schlacht an den Masurischen Seen endet mit dem Sieg über die 1. Russische Armee.
1. November: Hindenburg und Ludendorff erhalten das Oberkommando über alle deutschen Truppen der Ostfront (Ober-Ost). Das östliche Hauptquartier wird zur Anlaufstelle für alle Kritiker an Reichs- und Heeresleitung aus dem alldeutsch-annexionistischen Lager.
1916
29. August: Nach der Entlassung Erich von Falkenhayns übernimmt Hindenburg mit Ludendorff als Erstem Generalquartiermeister die Oberste Heeresleitung (OHL). Mit diesem – für ihn eingerichteten – Titel kann sich Ludendorff „volle Mitverantwortung“ für alle Entscheidungen sichern.
Sein Ziel ist die „absolute Kriegsführung“. Er fordert die wirtschaftliche Mobilmachung und den uneingeschränkten U-Boot-Krieg.
1917
13. Juli: Ludendorff ist maßgeblich am Sturz des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg beteiligt.
1917/18
Bei den Friedensverhandlungen von Bukarest und Brest-Litowsk drängt Ludendorff auf eine ausgedehnte Ostexpansion.
1918
29. September: Nach dem Scheitern der Frühjahrsoffensive fordert die OHL sofortige Waffenstillstandsverhandlungen und eine parlamentarische Regierung. Damit wird die militärische Niederlage eingestanden, die Ludendorff vor allem den Politikern der Mehrheitsparteien anzulasten sucht. Er trägt dadurch maßgeblich zur Entstehung der „Dolchstoßlegende“ bei.
24. Oktober: Die OHL ist der Ansicht, die Alliierten würden keinen „ehrenvollen Frieden“ gewähren, und fordert von den Soldaten, „den Widerstand mit äußersten Kräften fortzusetzen“.
26. Oktober: Ludendorff wird aus dem Dienst entlassen.
Er flieht zwei Wochen später aus dem revolutionären Berlin nach Schweden. Während seines dortigen Aufenthalts verfasst er seine autobiografische Schrift „Meine Kriegserinnerungen“. Er verschärft seine Vorwürfe gegen die politische Reichsleitung.
1919
Rückkehr nach Berlin. Verbindungen zur „Nationalen Vereinigung“, der auch Wolfgang Kapp angehört.
18. November: Bei seinem gemeinsamen Auftritt mit Hindenburg vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss der Nationalversammlung attackiert Ludendorff die Weimarer Republik.
1920-1924
Politisches Zusammengehen mit Adolf Hitler.
1921
Er verfasst die militärtheoretische Schrift „Kriegführung und Politik“, in der er die These des Kriegs als Naturgesetz vertritt.
1923
9. November: Der gemeinsam mit Hitler durchgeführte Putschversuch in München wird von Regierungstruppen mit Waffengewalt niedergeschlagen. Ludendorff sollte als Feldherr den geplanten „Marsch auf Berlin“ leiten.
1924
Februar: Im Hochverratsprozess zum Hitler-Putsch wird Ludendorff angeklagt und freigesprochen.
1924-1928
Als Abgeordneter der Nationalsozialistischen Freiheitspartei ist er Mitglied des Reichstags.
1925
29. März: Kandidatur zur Reichspräsidentenwahl, in der Ludendorff im ersten Wahlgang 1,1 Prozent der Stimmen erhält und zum zweiten nicht mehr antritt.
Gründung des „Tannenbergbundes“ mit dem Ziel der deutschen Wehrhaftmachung.
Scheidung von seiner Frau Margarete.
1926
Heirat mit Mathilde Spieß in Tutzing (Oberbayern). Zusammen mit seiner Frau entwickelt Ludendorff eine rege Vortragstätigkeit.
1928
Bruch mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
1930
März: Gründung des religiösen Vereins „Deutschvolk“.
1933
22. September: „Tannenbergbund“ und „Deutschvolk“ werden verboten.
1937
März: Ludendorff erhält von Hitler die Zusage für die Wiederzulassung seiner religiösen Vereinigung, die sich nun „Bund für Deutsche Gotterkenntnis“ nennt.
20. Dezember
Erich Ludendorff stirbt in Tutzing

 

Johann Georg Jacobi

(* 2. September 1740 auf Gut Pempelfort bei Düsseldorf; † 4. Januar 1814 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Dichter und Publizist.

Im Westfälischen Frieden war in den deutschen Landen neben dem Grundsatz Quius regio, eius religio die Duldung der jeweils anderen Religionen vereinbart worden. Doch erst das Toleranzedikt Joseph II. von 1781 garantierte die Religionsfreiheit auch in Österreich. Freiburg und seine Universität waren bis dahin rein katholisch geblieben und so galt im Jahre 1784 die durch den Kaiser höchstpersönlich erfolgte Berufung des evangelischen Johann Georg Jacobis auf den Lehrstuhl für schöne Künste und Wissenschaften vielen Bürgern als Skandal und als eine gezielte Provokation.
Johann Georg Jacobi, am 2. September 1740 als Sohn eines wohlhabenden Zuckerkaufmanns auf dem Gut Pempelfort bei Düsseldorf geboren, steht heute ganz im Schatten seines drei Jahre jüngeren Bruders, des Philosophen Friedrich Heinrich Jacobi, doch damals ist Johann Georg als Dichter, Schöngeist und Herausgeber mindestens ebenso berühmt. Zusammen mit Christoph Martin Wieland 1773 gibt er den „Teutschen Merkur“ heraus.
Entgegen seinen poetischen Neigungen studiert Johann Georg Jacobi von 1763 bis 1766 Theologie in Göttingen sowie Jura und Philologie in Helmstedt, Marburg, Leipzig und Jena. Er erhält 1766 die Professur für Philosophie in Halle, doch als er im gleichen Jahr die Bekanntschaft Wilhelm Ludwig Gleims (1719-1803) aus Halberstadt macht, brechen Jacobis dichterische Neigungen wieder hervor, besonders, als „Vater Gleim“ ihn in seinen poetischen Bemühungen bestärkt. Ja, Gleim besorgt ihm, um das Talent an sich zu binden, 1769 die Sinekure eines Kanonikus an der Halberstädter Kathedrale. In Halberstadt verfasst Jacobi wie sein Gönner Liebes- und Trinklieder im Stil des altgriechischen Lyrikers Anakreon. Diese Werke geben dann wohl den Ausschlag für den Ruf Jacobis an die Universität Freiburg, aber sie führen nach anfänglicher Freundschaft auch zu Zerwürfnissen mit den Großen jener Zeit, die die anakreonische Dichtung als oberflächliches Blendwerk abtun.
Klopstock lacht nur über Jacobi, Herder bezeichnet dessen Werke als faden Unsinn. Georg Christoph Lichtenberg nennt Jacobi einen Doctorem Jubilatum, einen Professor, der einige Zeit rühmlichst gedienet hat, und [sich in Halberstadt] endlich bei einem Kanonikat in Ruhe gesetzt hat, und verspottet dessen Dichtkunst: Sprach allzeit zärtlich tändelnd so wie / Der Nachtgedankenfeind Jacobi … Schrieb jedem Mägden holde Briefgen / Voll Lieb und mit Diminutivgen, / Nie alles voll, stets nur ein bißgen, / Knosp ward ein Knöspgen, Fuß ein Füßgen, / Und wie Trüppgen von Pygmäen / Stehn da die Marzipan-Ideen. / Oh ruft man aus, das ist gewiß von / Gleim oder gar Anakreaon?
Auch Goethe mäkelt an Jacobis Gedichten herum und schreibt deren Erfolg den Frauenzimmern zu, die ein Gedicht schön finden und denken dabei bloß an die Empfindungen, an die Worte, an die Verse. Dass aber die wahre Kraft und Wirkung eines Gedichts in der Situation, in den Motiven besteht, daran denkt niemand. Und aus diesem Grunde werden denn auch Tausende von Gedichten gemacht, wo das Motiv durchaus null ist, und die bloß durch Empfindungen und klingende Verse eine Art von Existenz vorspiegeln.
Doch durch eben diese Frauenzimmer findet der Protestant Jacobi rasch seinen Einstieg in die gut katholische Freiburger Gesellschaft. Er richtet in seiner Wohnung in der Herrenstraße im ersten Stock den gebildeten Damen ein literarisches Kränzchen ein. Darüber berichtet die Dichterin Maria Therese von Artner einer Freundin: Was wir also in unserem Kränzchen thun? Wir versammeln uns um den geselligen Theetopf, schlürfen seinen dampfenden Abguß, plaudern dieß und jenes, sind auch nicht ein bißchen altklug, und ich darf so viel und herzlich lachen, als es Lust und Laune zugiebt, tout comme chez nous … Der beliebteste Stoff sind Züge aus dem Leben vorzüglicher Menschen, wovon denn Jacobi das meiste zu liefern vermag. Folgerichtig lässt Jacobi im Jahre 1803 seine „Iris“ in Freiburg als vierteljährliches Taschenbuch für die gelehrten Frauenzimmer wiedererstehen. Diese Zeitschrift dient besonders als Forum für den von ihm gegründeten oberrheinischen Dichterkreis, zu dem Goethes Schwager Johann Georg Schlosser, Gottlieb Konrad Pfeffel aus Colmar und Johann Peter Hebel zählen. Jacobi selbst verfasst zahlreiche Gedichte, schreibt Prologe zu Theateraufführungen, dichtet Sing- und Schauspiele und fördert mit einer eigenen Schwarzwalddichtung das regionale Bewusstsein um 1800. Viele seiner Lieder werden von Schubert, Haydn und Mendelssohn vertont.
Jacobis Vorlesungen sind sehr beliebt, so dass nicht nur Studenten, sondern auch Zuhörer aller Stände und Frauenzimmer häufig anwesend waren, und die Hörsäle die Interessierten oft nicht fassen konnten. Er wird mehrmals Dekan seiner Fakultät und 1791 der erste protestantische Rektor der Universität. Nochmals in schwerer Zeit 1803 in dieses Amt gewählt, helfen ihm bei dessen Ausübung besonders seine ausgezeichneten Französischkenntnisse.
Im Jahre 1806 gehört Jacobi zu den Mitbegründern der von Karl Wilhelm Ludwig Freiherr Drais von Sauerborn angeregten Lesegesellschaft Museum. Nach der Restauration verfasst Jacobi das Leitmotiv der badischen Großherzöge, die mit dem Hinweis auf ihre zähringische Abstammung den Breisgauern die endgültige Angliederung an Baden schmackhaft machen möchten: Die seit Jahrhunderten getrennten Schilde / vereinen wieder sich, und eines Fürsten Milde / wird nun der guten Bürger Seelen /getrennten Ländern gleich / vermählen.
Johann Georg Jacobi stirbt am 4.Januar 1814. Sein Schüler Karl von Rotteck hält die Totenrede auf den zärtlichen Dichter und Liebhaber des Schönen. Am Begräbnis auf dem Alten Friedhof nimmt die ganze Universität Anteil: Die Trauer war allgemein, sehr feierlich der Leichenzug. Der Sarg wurde von Studenten zum Friedhof getragen. Auf dem schwarzen Grabtuch lag ein weißes Polster, auf diesem der wohlverdiente Lorbeerkranz. Ein Mädchenchor, der dem Sarge voranschritt, sang des Dichters Aschermittwochlied. Der Zufall fügte es, das der Zug an dem Hause vorüberkam, wo [der preußische König] Friedrich Wilhelm III. damals abgestiegen war; der König trat auf den Balkon und grüßte teilnahmsvoll

 

Friedrich Heinrich Jacobi

(* 25. Januar 1743 in Düsseldorf; † 10. März 1819 in München) war ein deutscher Philosoph und Schriftsteller, jüngerer Bruder von Johann Georg Jacobi.

Friedrich Heinrich Jacobi nach einem Portrait von Johann Peter Langer (1801)
JACOBI, Friedrich Heinrich, Philosoph, Literat, Kaufmann, Präsident der bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München, * am 25.1. 1743 als zweiter Sohn des Düsseldorfer Kaufmanns und Fabrikanten Johann Konrad J. und dessen Frau Marie, geb. Fahlmer, † am 10.3. 1819 in München. – Nach einer kurzen Zeit als Kaufmannslehrling in Frankfurt a.M. wurde J. 1759 von seinem Vater zur weiteren Ausbildung nach Genf geschickt. Hier wurde er von dem Mathematiker G.L. Lesage als Mentor betreut. J. lernte die Werke Rousseaus und Bonnets kennen. Nach drei Jahren kehrte er nach Düsseldorf zurück, um dort 1764 das väterliche Handelshaus zu übernehmen. Im selben Jahr heiratete J. Betty v. Clermont, die Tochter eines reichen Aachener Kaufmanns. Auf seinem Landsitz Pempelfort bei Düsseldorf begegnete J. bedeutenden Intellektuellen des 18. Jh.s, so unter anderem auch Goethe, Herder und Hamann, deren Ideen prägend für sein weiteres Werk wurden. In zunehmendem Maße widmete sich J. nun der Philosophie und der Literatur. 1775 veröffentlichte er sein erstes größeres Werk “Aus Eduard Allwills Papieren“, zwei Jahre später seinen Roman “Woldemar“. Beide Romane waren erfolgreich. 1772 wurde J. Mitglied des Hofkammerrats des Herzogtums Jülich-Berg, 1779 Geheimrat und Referent für das Zollwesen im bayerischen Innenministerium. J. scheiterte in dieser Stellung jedoch nach kurzer Zeit mit seiner liberalen Freihandelslehre im Sinne des schottischen Ökonomen Adam Smith. 1785 veröffentlichte J. seine Korrespondenz mit Moses Mendelssohn über die Frage, ob C.F. Lessing Anhänger der Philosophie Spinozas war. Weiterhin setzte er sich in zahlreichen Schriften und in eifriger Korrespondenz kritisch mit den zeitgenössischen Philosophen, insb. mit den Schriften Kants und den Idealisten auseinander. 1794 wich J. vor den anrückenden französischen Revolutionstruppen von Düsseldorf nach Holstein aus. Er fand zunächst Asyl bei M. Claudius in Wandsbek. 1795 ließ er sich, seiner Besitztümer beraubt, in Eutin nieder. Am 30.1. 1805 wurde J. feierlich in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen und zwei Jahre später zum 1. Präsidenten der Akademie ernannt. J.s Schrift “Von den göttlichen Dingen“ (1811) provozierte einen heftigen Disput mit F.W.J. Schelling. Der daraus entstehende Streit um seine Philosophie und auch das Bekanntwerden seiner Kontakte mit den Freimaurern und den Illuminaten Adam Weishaupts führten am 18.9. 1812 seine Versetzung in den Ruhestand herbei. J. entwickelte seine Philosophie aus seiner subjektiven Lebenserfahrung heraus. Er verfocht das apriori des Glaubens, der jegliche objektivierende Betrachtung ausschließt. Der philosophische Ansatz J.s antizipierte die Grundgedanken der Existenzphilosophie des 20. Jh.s: “Nie war es mein Zweck, ein System für die Schule aufzustellen; meine Schriften gingen hervor aus meinem innersten Leben, sie erhielten eine geschichtliche Folge, ich machte sie gewissermaßen nicht selbst, nicht beliebig, sondern fortgezogen von einer höheren, mir selbst unwiderstehlichen Gewalt.“
Philosophie
Jacobi vertrat eine Philosophie der Erkenntnis der Realität durch unmittelbare, individuelle Wahrnehmung. Damit stellte er systematische Philosophie von Spinoza, Kant, Schelling und Fichte. Jacobi argumentiert mit den Methoden des Rationalismus gegen eben diesen und wird daher oft als Wegbereiter der Philosophie der Romantik sowie des Existentialismus gesehen. Seine Schriften sind kein systematisches Ganze, sondern als Gelegenheitsschriften meist in Brief-, Gespräch-, auch Romanform verfasst.
Will die Philosophie mit endlichem Verstand Unendliches erfassen, so muss sie das Göttliche zu einem Endlichen herabsetzen, und in diesen Fehler verfällt alle Philosophie, sobald sie versucht, das Unendliche zu begreifen oder zu beweisen. Solange wir begreifen und beweisen wollen, müssen wir über jedem Gegenstand noch einen höheren, der ihn bedingt, annehmen. Wo die Kette des Bedingten aufhört, da hört auch das Begreifen und Beweisen auf. Ohne Beweise aufzugeben kommen wir auf kein Unendliches. Es ist daher nach Jacobi nicht verwunderlich, dass die Philosophie als eine beweisführende Wissenschaft nicht im Stande ist, das Dasein Gottes zu beweisen. Sie muss zum Atheismus (Jacobi gebrauchte den Begriff bereits 1799), Mechanismus und Fatalismus führen, weil jedes über Beweisführung erlangte Wissen nicht das Unendliche, Unbedingte erfassen und in sich aufnehmen kann. Aber Gewissheit, die begriffen werden soll, verlangt eine andre Gewissheit, die keiner Gründe und Beweise bedarf, ja schlechterdings alle Beweise ausschließt. Ein solches Fürwahrhalten, das nicht aus demonstrierenden Beweisen entspringt, ist für Jacobi der Glaube. Von ihm geht alles Wissen des Sinnlichen wie des Übersinnlichen als von der höchsten Instanz aus. Derselbe besteht in der innern Nötigung, das Vorhandensein gewisser Dinge und Zustände außer sich anzunehmen. Er beruht auf einer unmittelbaren Einwirkung jener Dinge auf unseren Geist. Insofern sich diese Rezeptivität auf übersinnliche Objekte bezieht, wird sie „Vernunft“ (von „vernehmen“) genannt und als ein höheres Vermögen dem Verstand entgegengestellt, da sie nicht (wie dieser) erklärend oder diskursiv begreifend, sondern positiv offenbarend, unbedingt entscheidend ist. Wie es eine sinnliche Anschauung gibt, so gibt es auch eine rationale Anschauung (Idee) durch die Vernunft, die sich ebenso wenig beweisen lässt wie die Sinnesanschauung. Jacobi tadelt nicht nur, dass Kant darüber klagt, dass die menschliche Vernunft die Realität ihrer Ideen nicht theoretisch darzutun vermöge, sondern verteidigt ihm gegenüber auch die Wahrhaftigkeit der Sinneswahrnehmung und leugnet die Apriorität der Begriffe von Raum und Zeit.
Einverstanden mit Kant ist Jacobi nur darin, dass der Verstand das Übersinnliche nicht zu erkennen vermag. Die nachkantische Philosophie ist ihm als „atheistisch“ anstößig. Mit Schelling geriet er durch seine Schrift „Von den göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung“ in einen von beiden Teilen mit Erbitterung geführten Streit.

Kritik

Jacobis Schwäche bestand darin, dass er statt mit dem Kopf, mit dem Herzen Metaphysik treiben wollte. Er sah richtig ein, dass alles Beweisen ein unmittelbar Gewisses als Ausgangspunkt voraussetzte und stimmte sowohl mit Hume als auch mit Hutcheson, Hemsterhuis u. a. darin überein, dass in den Wahrnehmungen des äußeren wie in den Aussprüchen des inneren (moralischen, ästhetischen) Sinnes des menschlichen Geistes ein solches gegeben sei.
In ersterer Hinsicht war seine Philosophie empirischer, in letzterer moralischer und ästhetischer Sensualismus. Quelle der Erkenntnis des existierenden Sinnlichen ist danach die Sinnlichkeit, wohingegen das Gute und Schöne von der „schönen Seele“ (Herz, Gemüt) erkannt wird. Aber er irrte darin, dass er die Aussprüche der letzteren, die nur bezogen auf die ideelle Wertschätzung gewisser Objekte untrüglich sind, auch uneingeschränkt für die Existenz derselben für gültig hielt. Jacobi begnügte sich nicht, aus der Bewertung der „schönen Seele“ den unbedingten Wert des Guten und Schönen zu folgern, sondern schloss daraus auch auf die wirkliche Existenz desselben in der Gestalt des Ideals von Güte und Schönheit.
Durch den Doppelsinn des Wortes „Sinn“ verlockt, machte er die „Vernunft“ aus einem ästhetischen und moralischen Sinn, der Schönes vom Hässlichen, Gutes vom Bösen unterscheidet, zu einem theoretischen, der (wie der äußere Sinn das sinnliche) das übersinnliche Seiende unmittelbar gewahrt. Der Besitz eines solchen „Wahrnehmungsvermögens des Übersinnlich-Realen“ ist psychologisch nicht zu erweisen, daher dessen Annahme willkürlich und unhaltbar. Das „dunkle Gefühl“ aber für das Gute und Schöne, dessen Inhalt sich nicht zum Bewusstsein erheben lässt, reicht nicht einmal hin, einer Wissenschaft vom Guten und Schönen (Ethik und Ästhetik), geschweige einer solchen vom Seienden (Metaphysik) zur Grundlage zu dienen. Indessen hat ihm die Berufung auf die „schöne Seele“ nicht nur alle, die sich einer solchen gern zu rühmen pflegen, sondern auch alle diejenigen zu Freunden gemacht, welche Kants Ablehnung von Gottesbeweisen mit der Negation des Göttlichen an sich gleich setzten und durch die Unmündigkeitserklärung der Vernunft die edelsten Güter des Herzens gefährdet glaubten. Zu seinen Schülern, die seine Philosophie in ein System zu bringen versuchten, gehören Jakob Salat, Friedrich Ancillon, Friedrich Ludewig Bouterweck, Friedrich von Calker und andere.

 

Alfred Rethel

(* 15. Mai 1816 bei Aachen; † 1. Dezember 1859 in Düsseldorf) war ein Historienmaler der Spätromantik.

Er besuchte von 1829 bis 1836 die Düsseldorfer Kunstakademie unter Wilhelm von Schadow. Er malte dort überwiegend im Stil der Nazarener, doch sein eigentliches Interesse galt der Monumentalmalerei. Er übersiedelte 1836 nach Frankfurt/Main an das Städelsche Kunstinstitut und bekam dort seine ersten Freskoaufträge.
1839 gewann er den Wettbewerb um die Ausmalung des Krönungssaales im Aachener Rathaus mit Themen aus dem Leben Karls des Großen, doch diese jahrelange Arbeit, die sein Lebenswerk darstellt, führte ihn immer mehr in geistige Umnachtung. Von diesen acht Karlsfresken sind im 2. Weltkrieg drei zerstört worden.

Rethels zeichnerisches Können kommt am besten in seinen Holzschnittfolgen zum Ausdruck, in denen er die Tradition Dürers wiederzubeleben versuchte.

Er starb am 1. Dezember 1859 in Düsseldorf. Sein Grab befindet sich auf dem alten Golzheimer Friedhof.

 

Johann Wolfgang (von) Goethe

(* 28. August 1749 in Frankfurt am Main als J.W. Goethe; † 22. März 1832 in Weimar; auch Göthe) ist als Dichter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und Staatsmann der bekannteste Vertreter der Weimarer Klassik. Als Verfasser von Gedichten, Dramen und Prosa-Werken gilt er als einer der größten deutschen Dichter und ist eine herausragende Persönlichkeit der Weltliteratur und so bekannt, dass kaum mehr zu ihm zu sagen ist.



Er war verheiratet mit Christiane von Goethe, geborene Vulpius. Sein einziger Sohn war August von Goethe. Seine berühmten letzten Worte sollen „Mehr Licht!“ gewesen sein.